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Fußball

MSV Moers Caritas Kickers gewinnen Gold bei Special Olympics 2014

Bei den Nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung 2014 in Düsseldorf bleiben die Grafenstädter in der Finalrunde ungeschlagen und können sich feiern lassen.

Nachdem es am Dienstag in der Klassifizierungsrunde neben vier Siegen noch ein Unentschieden und zwei Niederlagen gegeben hatte, lief es am Mittwoch dann schon deutlich besser. Im ersten Spiel der Finalrunde gegen das Team von INTE-Hoisbüttler SV Ammersbek aus Schleswig-Holstein brauchte die Mannschaft um Kapitän Dennis Wiedemann zwar einige Zeit um richtig ins Spiel zu kommen, aber dann übernahmen die Grafenstädter das Kommando und drückten die Holzbüttler komplett in die eigene Spielhälfte. Fast zwangsläufig fiel das 1:0 durch Rechtsaußen und Dauerläufer Salah Affani, bevor Raffael Bono nach sehenswerter Vorlage durch Martin Steinmann, den 2:0 Endstand markierte.
Im zweiten Spiel des Tages gab es dann ein Wiedersehen mit dem Team der Werkstatt Lebensbrücke aus Niederlungwitz – Werdau. Beide Teams waren schon in der Klassifizierungsrunde aufeinander getroffen. 0:1 hatte es da am Ende einer umkämpften Partie aus Sicht der Moerser gestanden. Und auch dieses Mal sahen die Zuschauer ein enges und kampfbetontes, aber zu jeder Zeit faires Spiel.
Dieses Mal allerdings mit dem bessere Ende für die Caritas Kickers. Sebastian Stolz (2x) und erneut der stark aufspielende Raffael Bono sorgten für die Tore beim 3:2 Arbeitssieg über motiviert spielende Niederlungwitzer. Kurioses gab es dabei in den letzten Sekunden der Partie zu bestaunen. Beim Stand von 3:1 warf das zurückliegende Team noch mal alles nach vorne. Nur mit einem Weltklassereflex konnte Torhüter Tim Kuta zur Ecke klären und den Anschlusstreffer verhindern. Doch die Situation war noch lange nicht zu Ende. Der Spielmacher der Werkstatt Lebensbrücke brachte die Ecke vor das Moerser Tor und dort schwang sich Spielgestalter Bono zum Doppeltorschützen auf. Beim Versuch die Hereingabe zu klären, rutschte dem ansonsten technisch hervorragenden Spieler der Ball über den Spann und landete per Bogenlampe im eigenen Tor. Vielleicht das schönste Tor der Special Olympics 2014 und gleichzeitig der Anschlusstreffer und Schlusspunkt in einem spannenden Match.
Der Nachmittag stand den Spielern zu freien Verfügung. Hier wurden das Healthy Athletes Programm und die Wettbewerbsfreien Angebote von Special Olympics genutzt, bevor am Abend ein Düsseldorfer Brauhaus in der Altstadt besucht wurde und anschließend noch die Videoanalyse der Spiele des Tages anstand.
Bestens Vorbereitet ging es dann Mittwoch früh in die nächste Partie. Gegner war das von der ehemaligen Welt- und Europameisterin Pia Wunderlich trainierte Team des Behindertenwerks Main-Kinzig. Die Mannschaft hatte schon am Vortag mit starken Leistungen aufhorchen lassen und schien sich auch für diesen Tag eine Menge vorgenommen zu haben. Doch obwohl beide Teams hoch motiviert und von ihren Trainern bestens eingestellt ins Spiel gingen, schienen die Spieler auf beiden Seiten sehr nervös. Es entwickelte sich eine Partie mit vielen Abspiel – und Stellungsfehlern, sowie einer Reihe vergebener Torchancen. Zwangsläufig endete die erste Halbzeit 0:0.
Doch die Trainer Holger Klust und Michael Lehmkuhl schienen in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden zu haben. Die Moerser kamen wie ausgewechselt auf den Platz zurück und bestimmten fortan das Spielgeschehen. Fast zwangsläufig fiel das ersehnte 1:0. Und wieder einmal war Torjäger Sebastian "Leuchtturm" Stolz nach feiner Vorarbeit von Sturmpartner Martin Steinmann zur Stelle. In dieser Phase schien bei den Grafenstädtern alles zu funktionieren und Angriffswelle um Angriffswelle rollte auf das Tor der Hessen zu. Nach einer feinen Kombination mit der Nummer 7, Raffael Bono, schob Stolz erneut ein. Nur noch wenige Minuten zu Spielen, scheinbar alles im Griff und eine beruhigende 2:0 Führung im Rücken: 3 Punkte schienen den Spielern der Caritas Kickers nicht mehr zu nehmen zu sein. Doch der deutliche Rückstand hatte die Spieler von Main-Kinzig nur wachgerüttelt und neu motiviert. Plötzlich drehten sie nochmal auf und wie aus dem Nichts fiel nach einer Ecke der Anschlusstreffer. Die Abwehr konnte eine kurz gespielte Ecke nicht klären. Der Spielmacher passte gekonnt auf den Torjäger des Teams, der sich an der Außenlinie frei gelaufen hatte, noch ein, zwei Meter ging und dann aus dem Getümmel im Strafraum heraus
abschloss. Der Ball rutsche dem überraschten Tim Kuta durch die Beine und ins Tor. Der Anschlusstreffer und Auftakt zu einer heißen Schlussphase. Während die Hessen jetzt noch einmal alles auf eine Karte setzen, versuchten die Caritas Kickers das Spiel zu beruhigen und defensiv nichts mehr zuzulassen. Das gelang auch ganz gut. Die Angreifer wurden wieder und wieder gestoppt, während langsam die Sekunden verrannen. Kurz bevor der Schiedsrichter die Partie abpfeifen konnte, stoppte Abwehrrecke Michael Reifenschneider einen weiteren Angriff, spielte den Ball auf den schnellen Salah Affani, der auf links der gegnerischen Hälfte entgegenstürmte. Doch ein letzter verzweifelter Sprint des schnellen Spielmachers der Main-Kinziger stoppte ihn. Affani verlor den Ball und strauchelte dabei unglücklich in den Gegner, der ihn zuerst touchiert hatte. Zum Entsetzen der Moerser Trainer entschied der Schiedsrichter auf Freistoß für das Behindertenwerk Main-Kinzig in Höhe der Mittellinie. Trainerin Pia Wunderlich schickte nun alle ihre Spieler nach vorne, wo sie auf die versammelte Mannschaft der Caritas Kickers traf. Nachdem der Schiedsrichter das Spiel ein letztes Mal freigegeben hatte, segelte der Ball auch schon vom Spielmacher der Hessen getreten in Richtung Strafraum. Dort senkte er sich langsam, aber unaufhaltsam. Caritas Kickers und Main-Kinziger gingen zum Kopfball, aber ob ein Spieler am Ball war oder nicht, konnte anschließend nicht mehr aufgeklärt werden. Der Co-Trainer der Hessen wollte einen seiner Spieler mit den Haarspitzen am Ball gesehen haben. Ganz Moers war sich sicher, dass hier kein Spieler mehr am Ball war. Abwehrchefin Simone Ohlig hatte sich extra noch zur Seite geworfen um den Ball nicht mehr abzufälschen. Nichtsdestotrotz, der Ball schlug neben dem verdutzen Tim Kuta im Tor ein. Während die Hessen in Jubel ausbrachen und zu ihrem schlitzohrigen Spielmacher liefen um ihn zu feiern, blickten die Grafenstädter konsterniert zum Unparteiischen, der dieses Tor, trotz ihrer Proteste gegeben hatte. Und das, obwohl alle Freistöße bei Special Olympics indirekt ausgeführt werden müssen.
Im Anschluss an das Spiel wurde noch aufgeregt über die letzten Sekunden der Partie und den Treffer zum 2:2 diskutiert. Das während des Spiels aufgenommene Videomaterial wurde immer wieder vor und zurück gespult und die Tabelle wieder und wieder neu berechnet. Klar war, in den beiden ausstehenden Partien musste man mindestens noch 4 Punkte holen, um am Ende Gold zu gewinnen.
Und entsprechend agierte man dann auch im letzten Spiel des Tages. Dem Spiel gegen Midria Strausberg wurde von der ersten Sekunde an der Stempel aufgedrückt und das Spiel dominiert. Mit dem aggressiven Pressing der Caritas Kickers kam das Team aus der Nähe von Berlin überhaupt nicht zurecht. So war es nicht verwunderlich, dass man mit einer deutlichen 3:0 Führung in die Halbzeit ging. Martin Steinmann (2x) und erneut Sebastian Stolz waren die Torschützen. Nach der Halbzeit schaltete man zwar einen Gang runter und wechselte weiter durch, doch ein Tor durch Mark Esser sollte trotzdem noch fallen. Mit 4:0 gewann man das Spiel am Ende völlig ungefährdet gegen Phasenweise völlig überforderte Brandenburger. Nachdem auch das Team aus Main-Kinzig im letzten Spiel des Tages mit 4:0 gegen Niederlungwitz gewonnen hatte, ging man also mit zwei Punkten Vorsprung in den finalen Tag der National Games 2014.
Im ersten Spiel des Finaltages ging es dann also im NRW-Duell gegen die Gemeinnützigen Werkstätten Köln um die letzten Punkte. Und für die Kölner hätte der Tag nicht schlechter beginnen können. Nachdem das Team schon die ganze Woche mit Ausfällen zu kämpfen hatte, meldeten sich am Finaltag zwei weitere Spieler ab, so dass dem Kölner Trainer nur noch 5 Feldspieler zu Verfügung standen. Doch zu Beginn der finalen Begegnung sollten dann nicht mal die komplett Feld betreten. Eine weitere Verletzung während des Aufwärmens verhinderte es. So begannen beide Teams mit nur 4 Feldspielern. Die Trainer Klust und Lehmkuhl hatten das, obwohl es noch um wichtige Punkte ging, sofort angeboten. Gold wollte man zwar schon gewinnen, aber nicht um jeden Preis und nur weil man mit zwei Feldspielern mehr angetreten wäre. Das Spiel gestaltete sich dann allerdings recht einseitig. Die Kölner mühten sich redlich und versuchten dagegen zu halten, doch sie waren der spielerischen Klasse und körperlichen Frische der Caritas Kickers dann doch deutlich unterlegen. Obwohl die Trainer Klust und Lehmkuhl schon nach wenigen Minuten ihre erste Garde auswechselten, waren die Kölner zur Halbzeit mit dem 4:0 noch gut bedient. Zu deutlich waren die Unterschiede zwischen beiden Teams. Und während die Kölner kurz vor Ende der Halbzeit noch einen weiteren Ausfall zu verkraften hatten, nutzen die Spieler der Caritas Kickers die letzten Minuten der ersten Halbzeit um ein paar schöne Passstafetten zu präsentieren.
Da der Trainer der Gemeinnützigen Werkstätten ein Debakel für sein Team befürchtete, überlegte er kurz, die Partie abbrechen zu lassen. Gemeinsam einigte man sich dann allerdings darauf, das Spiel mit dem aktuellen Spielstand zu beenden und trotzdem noch die zweite Halbzeit spielen zu lassen und allen Fußballern ein paar weiteren Spielminuten zu bescheren. Einige Moerser wechselten also spontan das Trikot und liefen in der zweiten Halbzeit für Köln auf. So entwickelte sich dann doch noch ein flottes und freundschaftliches Fußballspiel auf hohem Niveau. Die Trainer wechselten währenddessen immer wieder durch, so dass am Ende Kölner und Moerser auf beiden Seiten spielten. Als der Schiedsrichter 15 Minuten später abpfiff, lagen sich beide Teams in den Armen und ließen sich feiern. Und auch Spieler und Trainer der Teams kamen dazu, um mit den Caritas Kickers den Gewinn der Goldmedaille zu feiern.
Im Anschluss an die beiden letzten Spiele traf man sich dann erneut auf dem Feld um im Schatten der Esprit-Arena noch ein Erinnerungsfoto mit allen Teams zu machen und gemeinsam, singend und tanzend zur Siegerehrung zu ziehen.
Dort wurden dann alle Teams gebührend gefeiert. Jede Mannschaft bekam tosenden Applaus und wurde bejubelt, als wäre sie gerade Weltmeister geworden. Spieler und Trainer tauschten im Anschluss Nummern und Anekdoten aus, lagen sich in den Armen oder machten noch weitere Fotos, bevor abends bei der Abschlussfeier in der Mitsubishi Electric Halle noch einmal alle gemeinsam feierten. Und egal ob letzter, zweiter oder erster, bei diesen Nationalen Spielen 2014 in Düsseldorf, war am Ende wirklich jeder ein Gewinner.

Text: Michael Lehmkuhl
Fotos: Trainerteam MSV Moers Caritas Kickers & Helferteam Special Olympics

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